Eikon - Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst
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Belonging

Ort

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von 15.05.2023 bis 25.11.2023
Eröffnung: nie

Zusatzinfo

Vockenhuber Belonging The sacred space and its ecstasy In the historic Palladio - Basilica San Giorgio Maggiore in Venice. A direct examination of the architecture of the abbey, one of the most important monasteries of the order. Schwebende Skulpturen Ein breites Bassin von neun Metern Durchmesser hat sich um den Kreuzpunkt des Kirchenraumes gelegt. Keine Farben, nur tiefes Schwarz. Darüber thront, zentral unter der Kuppel des Domes, eine Installation aus sieben Bronzeskulpturen, die zusammen eine monumentale Dornenkrone formen. Die Skulpturen scheinen über dem Wasser zu schweben und es wirkt, als seien sie aus höchster Höhe auf den Erdgrund herabstürzt. Helga Vockenhubers Werk dramatisiert den Raum der Basilica auf erregende Art und Weise. Etwas, das sich am besten als intensive Erfahrung des sakralen Raumes beschreiben lässt, wird möglich. Die Wucht der Installation wirkt dabei nur anfangs beunruhigend. Setzen die Betrachter sie erst einmal in Relation zur Deckenmalerei und ihren heftigen, teils martialischen Szenen, die Besucher katholischer Kirchen seit jeher in einen so direkten wie intensiven Dialog mit Kunst treten lässt, wirkt die Installation eher beruhigend. Sie dämpft die heftige Erfahrung. Das stille Wasser, das die Skulpturen umgibt, ist die Quelle einer monumentalen Reflexion – ein wesentlicher Aspekt der Installation – Sie verortet den Betrachter bewusst als Spiegelung seiner selbst, als einen Akt menschlicher Erfahrung, als eine selbstbewusste Existenz im Kontext seiner Umgebung schafft, eine Loslösung vom alltäglichen Automatismus. Tatsächlich zeigen sich die Menschen, die die Kirche betreten, überwältigt, gehen minutenlang um die Skulpturen und lassen Installation und Raum auf sich wirken. Selbst zu Stoßzeiten herrscht Ruhe. Die Wirkung, die die rundherum begehbare Installation auszulösen vermag ist förmlich zu spüren, so greifbar, so erfahrbar macht sie menschliche Tragödie und menschliches Leid. Erfahrung des sakralen Raums Der Wunsch nach einer bewussten sakralen Räumlichkeit hat den Menschen immer wieder auf die Natur zurückgreifen lassen. Genau das tut Ägidius Vockenhuber mit der zweiten Installation in der Basilika. Er ist in den Wäldern seiner Kindheit umhergestreift und hat dort Bäume fotografiert. Die dabei entstandenen Schwarz-Weiß-Aufnahmen sind der elementaren Urform jeder Architektur gewidmet, dem Zusammenspiel von Licht und Schatten, und bilden so die ideale Ergänzung zu Helga Vockenhubers Installation. Denn indem sie die Natur ästhetisch inszenieren, machen sie ihre Gewalt, zugleich aber auch die Zerbrechlichkeit des Individuums in ihrem Angesicht physisch spürbar. Auch hier wird ganz bewusst mit Wucht gespielt, denn die Bäume wurden absichtlich mit einer Kleinformat-Kamera aufgenommen und dann großformatig ausgedruckt. So geben die menschengroßen Bilder den Betrachtern ein Äquivalent, ein menschliches Gegenüber, das Empathie einfordert. "Ähnlich wie in der Bibel Jesus die Sünden der Welt auf sich nahm, nimmt heute die Natur unser aller Spünden auf sich", so Vockenhuber. Der Wald wird zum lebendigen Wesen. Die leichte Unschärfe der Aufnahmen wiederum - eine ganz bewusste Abstraktion und das Gegenteil von der sonst üblichen, hyperrealen Detailkraft der Bilder, an die wir uns der Technologie sei Dank gewöhnt haben - sorgt dafür, dass sich der Betrachter erst einmal bis zur gegenüberliegenden Wand distanzieren muss, um die Fotografie "scharf zu stellen" und sich, quasi auf Tuchfühlung, mit ihr auseinanderzusetzen. Eine bewusste Erfahrung des Raumes, die zur Entschleunigung führt. Die Fotos wurden zudem auf ein glänzendes, leicht reflektierendes Material aufgedruckt, damit sich der betrachtende Mensch in der Tiefe als Schattenfigur sieht. Abermals tritt wie schon bei Helga Vockenhubers Installation der Spiegel in der schon von Focault beschriebenen Funktion als Utopie, als "ein Ort, dem kein Ort gegeben sei" auf, und lässt unsere eigene Sichtbarkeit dort erblicken, "wo wir selbst abwesend sind, als eine Art Schatten der Wirklichkeit." Persönliches Empfinden "Die Erfahrung des sakralen Raumes ist letztlich etwas tief Persönliches, das jeder anders empfindet", meint Ägidius Vockenhuber. Genau darauf baut der nächste Teil der Ausstellung auf, denn schon beim Betreten der Sakristei kommt einem der Geruch von Holz entgegen. Ein zerschnittener Baum liegt im Raum, dessen einzelne Teile sich angreifen und bewegen lassen. Jeder Besucher kann sich so durch Interaktion mit den Teilen des Baumes seinen eigenen sakralen Raum erschaffen - ein Angebot, das von Jung und Alt gleichermaßen begeistert angenommen wird. Die Besucher stellen den Baum stark um und bauen Figuren. Manchmal werden die Stücke in Kreuzform drapiert, dann wieder absichtlich zur großen Uhr in der Sakristei in Beziehung gebracht. Ganz eigene, neue Raum-Installationen entstehen so, die Raum und Zeit unterschiedlich erfahrbar machen. Raum, Zeit und Licht In ihrer Gesamtheit laden die Teile der Dornenkrone, die Fotografien und der geteilte, zur Interaktion einladende Baum, die Besucher der Basilica dazu ein, sich zuerst zu nähern, sich dann zu distanzieren und sich zu spiegeln, um sich zu vertiefen, zu reflektieren und Sakralität als den Versuch zu erleben, den Menschen im architektonisch definierten Raum in eine Sequenz zu führen, ihn aus dem Alltag raus und in eine ganz bewusste, sehr subjektive Wahrnehmung von Zeit und Raum hineinzuführen. "Gehen die Menschen ihr Sehen nicht mehr mit den Augen an, sondern erfahren den Raum und vertiefen ihn, verdichten sie zugleich ihren Blick", sagt der deutsche Kunstverständige Friedhelm Mennekes S.J. Mennekes, der einen ausführlichen Text zur Ausstellung schrieb. "Staunend werden sie damit befasst, diesen Eindruck am sakralen Ort zu verstehen und meditativ zu erahnen." Die Blicke der beeindruckten Besucher, so Mennekes weiter, "flüchten sich schnell - hinein in den weiten Raum der Kirche, in den Abgrund der Tiefen und in die Höhen und Weiten der Bilder…" Der Altar fungiert dabei als Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit, Dunkelheit und Licht. Er verortet die Umarmung, erschafft ein stilles Erleben und wird so zur heiligen Gegenwart. Benedicti Claustra Onlus Belonging in der Basilica läuft parallel zur Biennale und ist einer Kooperation mit dem benediktinischen Mönchsorden. Als Teil des größeren Programms "Art saves Art" werden in der beeindruckenden Palladio-Basilika in Venedig immer wieder Kunstwerke von herausragendem künstlerischem und spirituellem Wert gezeigt. Die Anwesenheit zeitgenössischer Kunst an einem geweihten Ort soll über die Konfrontation die Sensibilität der BesucherInnen für Kunst anregen und einen offenen Dialog initiieren. Benedicti Claustra Onlus entstand aus dem Wunsch der Benediktinermönche heraus, durch kooperative Projekte zur Entwicklung von Kunst beizutragen und künstlerische Forschung zu fördern und zu unterstützen, die seit jeher die bevorzugten Kanäle für die Evangelisierung und das Wachstum eines authentischen Humanismus sind. Helga Vockenhuber (*1963 in Mondsee) ist eine österreichische Künstlerin. Ihre Skulpturen beschäftigen sich mit den zentralen Fragen der Weltreligionen und dem Weg des Individuums zu innerem Frieden. Vockenhubers Kunst ist immer mächtig und zärtlich zugleich. Ihre Skulpturen rücken die Einzigartigkeit des Menschen in den Vordergrund und erzählen von überirdischer Ruhe und innerer Gelassenheit, von der Versöhnung des Ichs mit der oftmals brutalen Welt, die uns umgibt. "Ich möchte dem Alltag eine Seele geben", sagt sie, " und Dinge erschaffen, die den Blick der Menschen auf die Welt verändern." In ihrer Kunst geht darum, "die Verwirrungen einer Gesellschaft zu überwinden, die den Begriff Seele anscheinend von ihrem kulturellen Horizont verbannt hat", wie es Gerhard Zschock im Buch "Soli Deo Gloria" ausgedrückt hat. Ägidius Vockenhuber (* 1991 in Salzburg) ist ein österreichischer Architekt. Ursprünglich wollte er Mönch werden, weshalb er seine schulische Laufbahn auch im erzbischöflichen Gymnasium Borromäum begann. Nach dem Abitur entschied er sich jedoch für ein Architekturstudium, das er erfolgreich in Wien absolvierte. Danach folgten zahlreiche fotographische Kurse, u.a. bei Andreas H. Bitesnich. Er hat für zahlreiche international erfolgreiche Architekturbüros und im Atelier seiner Mutter, Helga Vockenhuber, gearbeitet. In seinen künstlerischen Arbeiten versucht er dem Ursprung der Atmosphäre als spirituelle Erfahrung zu begegnen. Markus Deisenberger with reference to Prof. em. Dr. phil., Lic. theol. Friedrich W. Mennekes S.J. 
 Consultant for contemporary art Pontifical Council of Culture Title: Belonging Artists: Helga Vockenhuber, Ägidius Vockenhuber Curator: Don Umberto Bordoni Abbazia di San Giorgio Maggiore - Benedicti Claustra Onlus Abbot: Stefano Visintin osb Director: Carmelo A. Grasso Project assistant: Irene Innamorati Venue: Abbey of San Giorgio Maggiore Address: Island of San Giorgio Maggiore Dates: till 26th November 2023 Opening hours: Tuesday to Sunday, 10 am to 6 pm Free admission Web: www.helgavockenhuber.com Web: www.abbaziasangiorgio.it