Eikon - Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst
D / E

Termine suchen

Suchbegriff
- schränken Sie die Suche auf ein Land oder einen Ort ein
- es werden nur Termine von diesem Künstler angezeigt
von bis (TT.MM.JJJJ)

Termin - Detailansicht

JOHANNA DIEHL - SETS

Ort
Galerie Wilma Tolksdorf
Deutschland, 60314 Frankfurt am Main, Hanauer Landstrasse 136
+49 69 43 05 94 27, www.wilmatolksdorf.de

von 28.03.2015 bis 30.05.2015
Eröffnung: 27.03.2015 19:00

Zusatzinfo

Die Bilder der Ausstellung SETS bewegen sich an der Schnittstelle von Fotografie und Film. Die Orte, die in den Bildern zu sehen sind, befinden sich in Sizilien, Rom, Bozen, Bergamo, Trient und sind unter Mussolini gebaut worden. Die Ausstellung stellt eine erweiterte Lesbarkeit der publizierten Trilogie ‚Borgo Romanità Alleanza‘ (Hatje Cantz, 2014) dar und fügt dem fotografischen Bild die Dimension des Cineastischen hinzu. Die Ausstellung schließt drei Aspekte ein. Der erste bezieht sich auf Filmschwenks und Kamerafahrten in Filmen der 1924 gegründeten Propagandaeinrichtung ‚Istituto Luce‘, sowie im Werk des Regisseurs Michelangelo Antonioni aus den 1950er und 1960er Jahren. Der zweite Aspekt beschäftigt sich mit dem Stillstellen des bewegten Bildes und dem Herausstellen des Blicks. Der dritte Ansatz thematisiert das Wirken von historischer Narration im öffentlichen Raum, der noch heute die Bühne des alltäglichen und politischen Lebens bildet. Die Darstellungen in Fresko, Marmor und Stein bringen eine spezifische politische Dimension dieser Orte erst hervor. Sie sind wie 'backdrops', ein bühnentechnischer Ausdruck für einen bemalten Vorhang, der auf der Bühne als Hintergrund dient. Sie machen das Davorliegende zu Szenen und die Personen darin zum Gegenstand des Schauspiels (mise en scène). Der Begriff der ‚mise-en-scène‘ ist in Diehls Arbeiten mit dem ursprünglichen 'mettre quelqu'un, quelque chose sur la scène' zu verstehen, was so viel meinte wie 'jemanden oder etwas zum Gegenstand des Theaters machen oder aber jemandem oder etwas einen Platz anweisen'. Die italienischen Plansiedlungen in den Filmen des Istituto Luce bilden Settings für den Auftritt von Macht und werden dabei zu Bühnen ideologisierter Ikonografie, zu Schauplätzen des Spektakels. Sie scheinen zu existieren, um in ihrer filmischen Übertragung Bedeutung herzustellen und Sinn zu stiften. Im Gegensatz dazu werden diese Orte in den Filmen Antonionis zu Spielstätten von umherirrenden Protagonisten, die nicht wissen, was zu tun ist. Wenn die Architektur in den Propagandafilmen klar diktiert, wie sich zu bewegen, zu denken und zu handeln ist, so wird sie bei Antonioni zum Medium, in dem sich die innere Zerrissenheit, Isolation und Leere der Filmfiguren widerspiegelt. Die neuen in der Ausstellung gezeigten Arbeiten von Johanna Diehl begegnen dieser doppelten Existenz der Orte, die sich im Zustand des Dazwischens, des Unabschließbaren befinden, indem Elemente des Filmischen im Medium des fotografischen Bildes diskutiert werden. Sie inszeniert die Orte ein drittes Mal, nimmt sie aus ihrem Status heraus, eine Handlung zu umrahmen bzw. eine Bühne für Handelnde zu sein, und schafft somit Bilder, die eine emanzipierte Betrachtung in 'ästhetischer Distanz' überhaupt erst zulassen. Indem Diehl den Fluss der filmischen Bilder lockert und unterbricht, markiert sie den Zustand des Unlösbaren. Johanna Diehl (*1977 in Hamburg) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Fotografie/Bildende Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Timm Rautert, Boris Mikhailov und als Meisterschülerin bei Prof. Tina Bara sowie an der ENSBA Paris bei Christian Boltanski und Jean-Marc Bustamante. Sie nahm an verschiedenen nationalen und internationalen Ausstellungen teil und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn und der Akademie Schloss Solitude. Für weitere Informationen und Presseanfragen kontaktieren Sie bitte Galerie Wilma Tolksdorf: 0049 69 - 430 594 27 / office@wilmatolksdorf.de