EIKON Ona B. - Red Animal
Künstler | Ona B. |
Authors | Elisabeth M. Gottfried | Peter Bogner | Oliver Henn | Florian Halm (Gestaltung)
Katalog | Museum of Natural History Maastricht | Henn-Art Gallery
Sprachen | deutsch / englisch / niederländisch
Format | 165 x 220 mm
ISBN | 978-3-902250-49-0
64 Seiten
Preis: € 14,00 (inkl. 10% USt)
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Das rote Universum
Ona B. hat sich mit ihrer Kunst von blossen Signaturen des Künstlertums losgesagt, es ist ür sie die Virtuosität in ihrer Multimedialität ein weiter Begriff. Kunstwerke, die entstehen, lassen sich selten von der Person trennen, die sie erdenkt und in die Realität umsetzt. Die moderne Kunst hat diese Untrennbarkeit als Authentizität zum unumgänglichen Diktum
erhoben. Die Individuation des Künstlers, Red Animal – Ona B. im Naturhistorischen Museum in Maastricht 28 ein Begriff aus der Lehre C. G. Jungs, lässt sich bei den Arbeiten von Ona B. finden. In der aktionistisch inszenierten Videoinstallation „Zeitansage 1503“ geht Ona B. auf
die politischen Ereignisse der tschechischen Aufstände von 1945 ein. Synchron zu der telephonischen Zeitansage, die die Künstlerin
im Mobiltelefon, das an ihr Ohr gebunden ist, hört, spricht sie eindringlich in deutsch und tschechisch die Zeitansagen. Das sich windende, an eine Leiter gefesselte menschliche Wesen hinterfragt die unterschiedlichen
Wahrnehmungen und Entwicklungen, die in gesellschaftlichen, politischen wie privaten Systemen in Verbindung zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestehen. Am 5. Mai 1945 wurde der blutige Widerstand gegen
die deutsche Besatzung mit der Zeitansage „Je sechs hodin“ ausgelöst. Wie verhält sich das Individuum und wie wird es wahrgenommen in seinem persönlichen Kampf.
Diese sequenzielle Arbeit aus 30 Videostills wird als Curtain präsentiert und das besondere an diesem Werk ist die Fortführung der künstlerischen Intention. Doppelseitig besehbar werden die Fotos durch Glieder
verbunden und lassen unterschiedliche Durchblicke auf die Geschehnisse zu. Was ist also Wahrheit, was ist Realität, was ist Vorstellung und Fiktion?
Für die Ausstellung „Red Animal“, die Ona B. im September 2009 im Naturhistorischen Museum in Maastricht mit ihren Werken inszenieren wird, macht sie nun in der Nähe von Wien ihre Probe: Als inhaltliches Abbild ihres ersten installativ-skulpturalen Werkes, dem Baumhaus aus der frühen Jugend, das man als Urzelle ihrer Arbeit ansehen kann, realisiert Ona B. eine im Apfelbaum schwebende Kugel. Wie ein roter Planet über
dem Garten der Künstlerin, dem heimlichen Hort ihrer Kindheit, steht der verwirklichte Traum eines Lusthauses, wo auch Adam und Lilith zueinanderfinden könnten. Wie der Apfel am Baum der Versuchung stellt
dieser exponierte Ort ein Refugium dar, an dem über Anfang und Ende menschlichen Seins an acht Sitzen (aus unendlichen Gründen) reflektiert werden kann. Ona B. hinterfrägt mit ihrer Kunst Rollenund Methodenmuster. Die Filmstills „Under Cover Red” entstammen der Installation „Redsenses“, die Ona B. 2007 für das NÖ Landesmuseum in St.Pölten geschaffen hat.
In diesen Arbeiten finden sich die Muster der urzeitlichen Entwicklung des Menschen, die Sehnsucht nach dem Verschmelzen von Mann und Frau. Nicht nur die Urfarbe Rot ist es, die wir verstehen und fühlen. Auch Ona B.’s Erfahrungen aus dem Reich der Mitte, das anders als im Westen gelebte Verhältnis der Geschlechter im privaten wie öffentlichen
Raum wird thematisiert. Anlässlich ihrer beiden Ausstellungen in China „Red Planet”, 2004 im Shanghai-Art-Museum und „Red Secrets“, 2006 im NAMOC-Museum in Peking und nun wieder 2008 bei ihrer Teilnahme an
der Biennale in Peking, ist es zu intensiver Zusammenarbeit mit chinesischen Künstlern gekommen. So hat Ona B. mit Cang Xin und
Zhu Yan mehrere photographische Zyklen über das Verhältnis Ost-West realisiert. Psyche und Physis der Künstlerin sind immens präsent. Der körperliche Einsatz und die Energie sind wie in allen Medien,
die Ona B. einsetzt, zu sehen und wirken fort, wenn sie als Farbe auf der Leinwand, als artefaktes Objekt, als fotografisches Dokument aktionistischer Performances verbleiben. Diese Haltung wird einzig und
allein durch die Künstlerin bestimmt. Die Serie „The Death in the Studio”
ist eine berührende Arbeit, die das unentrinnbare Schicksal, die persönliche Situation in eindringlichen Tableaux vorführt und zu einem memento mori des eigenen Seins und Tuns aufrufen.
Es gibt nur einen Schlüssel zum Werk der Künstlerin: das ist die offene Persönlichkeit. Durch die verschiedenen Medien gelingt es ihr in thematischen Übereinstimmungen mit unserem Leben die Formen der Gesellschaft zu definieren und zu erkennen, die sich der Uniformierung und Normierung entziehen.
Peter Bogner (Direktor Künstlerhaus Wien)
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